Was ist Stottern und wie läuft so eine Therapie ab?
Stottern bezeichnet die Störung des Sprechflusses. Hierbei können Laute, Silben oder Wörter häufig wiederholt oder durch unfreiwillige Pausen oder Blockierungen verlängert werden. Eine genaue Ursache zur Entstehung des Stotterns ist zum aktuellen Zeitpunkt nicht bekannt, dennoch spielen unterschiedliche Faktoren hierbei eine Rolle, z.B. genetische oder entwicklungsbedingte Faktoren.
Vor längerer Zeit hatte ich einen 13-jährigen Patienten in Behandlung. Dieser litt unter häufigen Wortwiederholungen und fing teilweise an im Alltag bestimmte Situationen zu meiden, um weniger sprechen zu müssen. Dieser junge Patient beschrieb seine Symptomatik so: „Ich weiß genau was ich sagen möchte, doch immer, wenn ich unter Stress gerate, werde ich angespannt und bringe kein Wort mehr flüssig heraus“. Durch die Mehrsprachigkeit und das schnelle Erlernen der deutschen Sprache als zweite Sprache verschlechterte sich die Sprechflüssigkeit zusätzlich.
Aktuell habe ich einen 60-jährigen Patienten mit starker Symptomatik in Behandlung. Diese zeigt sich unter anderem durch starke Blockierung von Lauten, aber auch durch häufige Wiederholungen von Wörtern.
Bei beiden Patienten wurde ein individueller Therapieplan erstellt, um bestmögliche Verbesserungen und Reduzierungen der Symptomatik zu gewährleisten. Hierbei wurden neben der emotionalen Unterstützung auch verschiedene Techniken ausprobiert. Mir als Logopädin ist es wichtig, den Patienten verschiedene Möglichkeiten aufzuzeigen, um die für sie passende Methode zu finden und mit an die Hand geben zu können. Bei dem 60-jährigen Patienten bewährte sich vor allem eine langsamere, bedachtere und mit Pausen gesetzte Sprechweise, bei dem jungen Mann eher ein weicher Stimmansatz am Wortanfang. Beide Methoden wurden in der Therapiestunde intensiv geübt, es wurden Tipps besprochen und häusliche Übungen zur Anwendung im Alltag mitgegeben.
Bei dem 13-jährigen Patienten wurde zusätzlich viel Elternarbeit geleistet, um auch die Eltern über das Störungsbild aufzuklären und sie mit ins Boot zu holen, damit die neu erlernte Sprechweise auch im Alltag eingebaut und gefestigt werden kann. Außerdem spielt die Unterstützung der Eltern eine extrem wichtige emotionale Rolle. Um die Sprechtechniken in den Alltag zu integrieren, ist das Selbstmanagement der Betroffenen ein wichtiger Faktor. Auch hier ist Elternarbeit bei den Jüngeren gefragt, z.B. bei der Erledigung der logopädischen Hausaufgaben.
Beide Patienten zeigten sich sehr bemüht und verfügten über eine sehr gute Eigenwahrnehmung, was das Eigenengagement natürlich zusätzlich positiv beeinflusst hat. So berichteten die Behandelten jede Woche in der Therapiestunde über die vergangene Woche, was getan wurde, welche Situationen es gab, ob an die Sprechtechnik gedacht und wie diese eingesetzt wurde.
Bei Kindern im Vorschul- und Schulalter wird je nach Symptomatik und Störungsbewusstsein mit direkter oder indirekter Methode gearbeitet. Dabei ist auch die Elternberatung ein wichtiger Schwerpunkt in der Behandlung.
Stottertherapie findet auch außerhalb des Therapieraums statt. Die Patienten bekommen je nach Symptomatik und Behandlungsstand auch In-Vivo-Training im Alltag. Dies kann zum Beispiel eine Umfrage in der Innenstadt, eine Bestellung beim Bäcker oder die Frage nach dem richtigen Weg sein. Hierbei wird auch wieder individuell auf die Bedürfnisse und Wünsche des Patienten eingegangen.