Aphasie – wenn die Sprache verloren geht
Die Sprache ist in unserem Alltag fest verankert. Schon morgens am Frühstückstisch kommt sie zum Einsatz, wenn wir um die Marmelade bitten. Auf dem Weg zur Arbeit kommen wir an Werbeplakaten mit eingängigen Sprüchen vorbei. Und je nach beruflicher Tätigkeit sind wir tagsüber viel damit beschäftigt, zu telefonieren, Kunden zu beraten, E-Mails zu lesen, zu beantworten und so weiter. Auch außerhalb des Berufslebens kommt die Sprache zum Einsatz: wir lesen Bücher, unterhalten uns mit Freunden über Erlebtes, hören Radio, …
Doch was, wenn all das plötzlich nicht mehr möglich ist? Wir hören zwar, dass jemand mit uns spricht, doch wir verstehen die Bedeutung nicht. Wir sehen Buchstaben, aber sie ergeben keinen Sinn. Wir haben ein Bedürfnis oder würden gern etwas erzählen, doch wir finden die Worte nicht oder sie kommen nicht richtig heraus.
Ein Sprachverlust (Aphasie) kann beispielsweise durch einen Schlaganfall, Schädelhirntrauma oder Hirntumor ausgelöst werden. Auch Entzündungen des Gehirns oder Vergiftungen können in seltenen Fällen Aphasie verursachen. Je nachdem welche Hirnareale betroffen sind, kommt es zu unterschiedlichen Formen der Aphasie und damit zusammenhängende auch zu unterschiedlichen Symptomen und Ausprägungen. In den ersten 4-6 Wochen kann eine spontane Rückbildung ohne therapeutische Hilfe erfolgen. Bleibt die Sprachstörung jedoch bestehen, ist es ratsam, schnellstmöglich mit einer logopädischen Übungstherapie zu beginnen. Zunächst werden unterschiedliche Fähigkeiten getestet, z.B. das Nachsprechen von Wörtern, das laute Lesen, das Schreiben, das Benennen und das Sprachverständnis. Je nachdem, wo Schwierigkeiten ersichtlich werden, können individuelle Übungen ausgewählt werden.
Eine Aufgabe für die Wortfindung könnte sein: „Nennen Sie drei Werkzeuge“.
Oder: „Wie heißt das Gegenteil von sauber?“
Eine Aufgabe für das Sprachverständnis könnte sein: „Wenn der Bus langsamer fährt als der Zug, welches Fahrzeug fährt dann schneller?“
Diese Übungen haben eine weite Bandbreite und können von leicht bis komplex gesteigert werden.
Eine Aphasie-Therapie kann über einen längeren Zeitraum gehen. Bereits im groben Zeitraum zwischen der 4./6. Woche bis zu 12 Monaten wird eine spontane Rückbildung der Sprachstörung seltener. Anschließend folgt die sogenannte chronische Phase, in welcher weniger sprachliche Fortschritte zu sehen sind und keine spontanen Rückbildungen mehr erfolgen. Doch auch in dieser Phase kann die logopädische Therapie fortgesetzt werden. Der Patient soll lernen, mit seiner Sprachstörung umzugehen und nicht mehr vorhandene Funktionen kompensieren.
Das kann so aussehen, dass ein Wort, das nicht ausgesprochen werden kann, auf einem Blatt Papier aufgemalt oder mit anderen Worten umschrieben wird. Zusätzlich unterstützen und begleiten wir unsere Patienten bei der Anschaffung eines Kommunikationsgerätes, wenn dies Sinn macht und nötig ist.